Kennst du das Königreich Bhutan? Es befindet sich am östlichen Rand des Himalayas, in Südasien, es grenzt im Süden an Indien und im Norden an Tibet. Auf einer Fläche die so groß ist wie die Schweiz wohnen ca. 700.000 Menschen.
Lange Zeit war dieses Land abgeschottet und vielleicht ist es sogar ein Glück für das Land, dass die Modernisierung erst so spät eingesetzt hat.
So gibt es erst seit Ende des 20. Jahrhunderts Fernsehen, mobiles Telefon und Internet. Jedoch sind Hotelkonzerne und Fast Food Ketten bis heute nicht zugelassen, mehr als die Hälfte des Landes steht unter Naturschutz und es gibt Importbeschränkungen für Plastik.
Dieses kleine, arme Land will nun wissen, was den Menschen wichtig ist und was sie glücklich macht. Was sich anhört wie ein modernes Märchen ist tatsächlich wahr!
Die Regierung in Bhutan setzt sich zum Ziel das Bruttonationalglück regelmäßig zu messen und tatsächlich auch zu verbessern. Zu diesem Zweck startet das Ministerium ein großes Sozialforschungsprojekt um die Lebensverhältnisse und die Stimmungslage im Land zu erforschen.
Beamte reisen regelmäßig kreuz und quer durchs Land und interviewen 7000 Menschen der Bevölkerung, die per Computer und Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Anhand von Fragebögen, welche ca. 1000 Fragen insgesamt beinhalten, wird so in gut 3 Stunden ermittelt, was der Staat tun kann, damit die Menschen glücklich in Frieden und Wohlstand leben können.
„Solange der Fisch ein wenig Wasser hat, krepiert er nicht.“
(Sprichwort in Bhutan)
Was sind nun die Antworten der Befragten gewesen, fragst du dich? Hier findest du eine kleine Auswahl:
„Ich bin unbeschwert. Ich bin gesund. Ich habe kaum schwere Arbeit zu verrichten, das macht mich froh. Mein Einkommen reicht für die Familie. Die Regierung läuft gut, sie tun etwas für uns, bauen Brücken.
Ich habe keine Angst vor Überfällen. Wir Nachbarn helfen und unterstützen uns gegenseitig. Es herrscht Frieden im Land, kein Krieg, keine Anschläge. Ich gehe in den Tempel und zünde Butterlampen an.“
Statistisch gesehen bezeichneten sich 41% der Befragten als glücklich. Besonders zufrieden sind die Menschen mit ihrer Gesundheit, der Natur, dem sozialen Leben und der psychischen Verfassung.
Dem Konzept des Bruttonationalglücks liegt die Philosophie des Buddhismus zugrunde:
„Alle Säulen eines Daches müssen gleich hoch sein. Sind sie es nicht, fällt alles in sich zusammen. Dieses Dach steht für das Leben.
Was sind nun die wichtigsten Erkenntnisse dieses Projekts gewesen?
- Wohlbefinden und Glück wachsen auf einem feinem Geflecht aus materiellen und immateriellen Werten.
- Ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit trägt sehr zu Glück und Wohlbefinden bei.
Eine Erkenntnis die logisch und natürlich erscheint, findest du nicht auch? Ich bin mir sicher, dass wir das auch wissen, zumindest theoretisch.
Die zentralen Fragen dieses Interviews an die Regierung Bhutans sind somit:
Was braucht die Bevölkerung wirklich um richtig glücklich zu sein? Wie lassen sich die Lebensbedingungen verbessern? Was kann man tun um Probleme zu lösen? Haben alle was sie brauchen? Sind die Menschen gut zueinander?
Wenn die Ergebnisse der Umfragen vorliegen, wird die Regierung ihre künftige Politik danach ausrichten. Sie hat zum Ziel die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass das Wohlbefinden zunimmt. Andere Länder haben angekündigt, dem Beispiel Bhutans zu folgen.
Seit der Jahrtausendwende sind die Menschen nachdenklicher, reflektierter geworden. Sie erkennen, dass etwas nicht mehr stimmen kann. Das wir nicht mehr als menschliche Gesellschaft wachsen. „We are not happy! We need to change the way of life! The true meaning of life is happiness.“
(Lyonchhen Jigme Y. Thinley, Prime Minister of Bhutan,2008-2013)
Die Notwendigkeit, den Wohlstand einer Nation nicht nur am Bruttoinlandsprodukt zu messen, wird weltweit diskutiert. So entwickelte die OECD den Better-Life-Index, welcher Dimensionen wie Einkommen, Bildung, Arbeit, Gesundheit, Wohlbefinden, etc. umfasst. Ebenso im World Values Survey sowie im Nachfolger Gallup World Poll, wurden in weltweiten Stichproben verschiedene Aspekte der Lebenszufriedenheit und des Wohlstand verglichen.
Es klingt tatsächlich ein wenig wie ein Märchen:
Was wäre, wenn man die Entwicklung eines Landes mehr im Zeichen des Glücks betrachten würde?
Quelle: Film von 2013: What happiness is. Auf der Suche nach dem Glück.