Wie funktioniert Ölziehen?

Immer wieder habe ich von Ölziehen gehört, da hat mich das jetzt einfach neugierig gemacht. Ich bin dabei es auszuprobieren und habe vor ein paar Wochen mit dem Projekt „45 Tage Ölziehen“ gestartet. Was bedeutet das jetzt im Detail?

Zungenschaber, Zahnseide oder Ölziehen sind ganz unbekannte Begriffe für dich? Waren es für mich bisher auch, ich gebe es zu.

Laut meiner Recherche wird das sogenannte Ölziehen im indischen Ayurveda und in der russischen Volksmedizin schon seit Jahrtausenden als einfache Form zur täglichen Entgiftung angewandt.

Während wir diesem Wissen hierzulande nur wenig Beachtung schenken, schätzt die alte ayurvedische Heilkunst schon lange die Wirkung des Ölziehens.

Es ist ein morgendliches Ritual, das bei uns immer beliebter wird und auch zur ayurvedischen Lehre definitiv dazugehört.

Es soll vor Bakterien, Pilzen und Viren schützen, den Körper entgiften und gut für die Zähne sein, ja es soll sie sogar wieder weißer machen.

Das Ölziehen regt die Drüsen der Mundschleimhaut zur verstärkten Absonderung von Schadstoffen an. Der Körper wird somit ganz natürlich entgiftet, denn durch die Bewegung im Mund entsteht eine Emulsion, die es vermag Giftstoffe im Mund zu binden und versteckte Bakterien abzutöten.

Weil sich Keime und Gifte durch die Blutgefäße im Mund im ganzen Körper verteilen können, hat die Ölreinigung  eine sehr positive Wirkung auf unseren ganzen Körper.

Viele Darm-Erkrankungen haben ihre Ursache in einer gestörten Darmflora, bei der schädliche Keime die „guten“ Darmbakterien verdrängen. Weil die Ölreinigung unerwünschte Keime beseitigt, soll sie daher auch bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts förderlich sein.

Und wie zieht man richtig Öl?

Der Name verrät es schon, man zieht Öl – im Mund hin und her. Im Prinzip funktioniert es wie bei einer Mundspülung. Du nimmst etwa einen Esslöffel Öl in den Mund und hältst das Öl in Bewegung, indem du es durch die Zähne ziehst, kaust und es hin und her bewegst. Es eignet sich dafür hochwertiges Sonnenblumenöl, Kokosöl oder Sesamöl. In Indien nimmt man traditionell: Sesamöl.

Ich persönlich habe es in meine Morgenroutine eingebaut:

Nach dem Aufstehen, und noch vor dem Frühstück, nehme ich etwa einen Esslöffel hochwertiges Bio-Kokos-Öl in den Mund und rolle dieses für 15 Minuten hin und her. 

Am erster Tag habe ich nur einen halbvollen Esslöffel Öl benutzt, um überhaupt einmal ein Gefühl dafür zu bekommen. Begonnen  habe ich mit nur 3-4 Minuten und steigerte mich langsam, denn Muskelkater, Schmerzen im Kiefergelenk etc. (in etwa, wenn du zu lange Kaugummi kaust) können durchaus die Folge sein, war bei mir jedenfalls so…

Es wird empfohlen, die Prozedur für 15 bis 20 Minuten durchzuführen. Wenn dir das anfangs auch zu viel ist, empfehle ich natürlich langsam zu steigern. Mit der Zeit sollte man aber schon auf 20 Minuten kommen, da nur so gewährleistet ist, dass das Öl richtig wirken kann.

Danach spucke ich das Öl, das inzwischen weiß und milchig geworden ist, aus. Jedoch bitte nicht in den Abfluss, da dieser durch das Öl mit der Zeit verstopfen kann. Benutze eventuell ein Küchentuch (Zewa) und entsorge es im Hausmüll. Anschließend spüle ich meinen Mund gut mit Wasser aus und putze mir die Zähne.

Ich habe direkt danach gleich ein sehr angenehmes Mundgefühl, das sich weich und frisch anfühlt! Das Öl sollte übrigens auf keinen Fall geschluckt werden, da sich nun zahlreiche Giftstoffe im Öl befinden!

Wenn ich morgens extra viel Zeit habe, z.B. am Wochenende, benutzte ich vor dem Ölziehen zunächst einen Zungenschaber und befreie meine Zunge von den nächtlichen Ablagerungen. Solche Zungenschaber gibt es im Drogeriemarkt, aus Kunststoff, oder auch aus ayurvedischen Metall, das ist zwar nicht ganz preiswert, hält aber dafür sehr lange vor.

Durch das Zungenschaben werden wohl die auf der Zunge befindlichen Reflexzonen stimuliert, und somit sämtliche Organe sowie der Verdauungsapparat und die Entgiftung in Gang gebracht.

Anfangs kann das Ölziehen natürlich etwas unangenehm sein, denn pures Öl in den Mund zu nehmen ist nicht jedermanns Sache! Fange am besten mit wenig Öl und nur für ein paar Minuten an, bis du dich daran gewöhnt hast.

Mir schmeckt auch das Kokosöl am besten, außerdem soll es eine starke antibakterielle Wirkung haben. Mild für den Anfang ist natürlich auch hochwertiges Sonnenblumenöl. Es gibt außerdem auch spezielle Ölziehkuren, in der noch ätherische Öle enthalten sind, was den Geschmack etwas besser machen kann.

Dein Mund ist die Eintrittspforte deines Körpers, und gleichzeitig der schmutzigste Ort in deinem Organismus,  sagt man. Vergleichbar mit dem Flur in deinem Haus. Im Flur sammelt sich der Schmutz von draußen und wird – wenn nicht geputzt wird – in dein ganzes Haus getragen.

Genauso funktioniert es auch in deinem Körper: In deinem Mund tummeln sich Tausende von Bakterien. Gerät die gesunde Balance dieses Ökosystems durcheinander, kommt es nicht nur zu Entzündungen am Zahnfleisch. Die Bakterien können durch die Blutgefäße in deinem Mund auch in den Körper getragen werden.

Natürlich ist das Ölziehen kein Wundermittel, aber es kann als präventive Maßnahme dazu beitragen, deine Gesundheit zu erhalten. Als Ölziehkur angewendet, verhilft es dir im ersten Schritt zu einem frischen Atem und einem sauberen Mundgefühl – und vielleicht wirst du ja auch noch weitere positive Auswirkungen verspüren.

Probieren Sie es ruhig mal ein paar Wochen aus. Ich kann es dir nur empfehlen!